Fürther Nachrichten vom 4.12.2014

Zu neuem Leben erweckt

Zwei Künstlerinnen reanimieren im Kunstraum scheinbar tote Materie

von Reinhard Kalb

„Wiederauferstehungsmomente“ präsentiert der Kunstraum Rosenstraße, diesmal anhand zweier Künstlerinnen

Auferstehungsmomente? Also Allerseelen und Totensonntag sind schon vorbei, und bis Ostern dauert's noch ein halbes Jahr. Insofern kommt die Kunst in der Rosenstraße zur Unzeit.Oder antizyklisch. Aber hier geht es nicht um Auferstehung im religiösen Sinn, sondern um Aufbruch oder besser Ausbruch? Oder?

Was bekommt man zu sehen? Was ihm gefällt: Strapse und Korsage. Alles zusammen hat die gebürtige Schwabacherin Dorothee Meyer an die nackte Wand geheftet, sodass sich der Umriss einer weiblichen Figur andeutet. Freilich die Strümpfe sind aus Draht gehäkelt und die Korsage besteht aus Schwarzdraht, der bei Wind und Wetter schnell rostet.

Die Korsage hat Dorothee Meyer nicht nur selbst gezimmert sondern auch noch mit Gablonzer Perlen bestückt. Dies wiederum sind Glasperlen aus dem Bayrischen Wald, die gerne als Modeaccessoire verwendet werden. Aber so lupenrein sind sie nicht. Die schimmern so rötlich....Tatsächlich, der Rost ist in die Gablonzer Perlen eingedrungen und hat sie verfärbt. Nicht zu fassen, was Männerphantasien so an Ästhetik anrichten.

Ja und die Auferstehung? Also die Frau, die der Korsage entschlüpft ist, die dürfte jetzt in irgendeinem Winkel der Phantasie nackig herumtollen. Was dem Betrachter zu sehen bleibt, ist also der leere Kerker, die erotische Zwangsjacke, die die weibliche Form in eine ästhetische Norm presst. Ähnlich können sich Schuhfetischisten an Meyers Drahtpantöffelchen (Schuhgröße 38) weiden, die barocken Formen nachempfunden sind und auf den Sitzkissen ausrangierter Plätze  des Fürther Stadttheaters ruhen. In einem weißgestrichenen, mit Gaze behangenem Hochaquarium tummeln sich Zierfische. Doch sind das keine lebendigen Koj, sondern Fische aus zerbrochenem japanischen Porzellan. Dorothee Meyer hat das Geschirr nicht wild zerdeppert sondern mit Bedacht zerbrochen, damit sie aus runden Scherbenformen Körper und Flossen bilden konnte. Nun schweben neun Scherbenfische als Chinoiserie in einer Spirale nach oben. In der Voliere gegenüber tummeln sich deren Pedants aus der Vogelwelt, ebenfalls neun an der Zahl. Dorothee Meyer ist auch als Bühnenbildnerin tätig, weshalb sie fünf Holzrahmen mit Zweigen und Scherbenvögelchen hintereinander gestaffelt hat, sodass sich ein barocker Bühnenrahmen mit Tiefendimensionen ergibt. Also: Auferstanden aus den Scherben und den Künsten zugewandt, lasset euch zum Guten dienen, Trümmer aus der Künstlerhand.

 

Erlanger Kultur
Dienstag, 1. Februar 2011

Trommeln und Tanzen

Mittelschule Erlangen arbeitet an einem Großprojekt

„Die Super-Clique“ heißt ein Musiktheaterstück, dass derzeit von dem Musiker Jonny Lamprecht und seinem „Trommelzauber“-Team mit rund 250 Schülern aller 5. Klassen der Mittelschule Erlangen einstudiert wird und am 16. Februar im Redoutensaal Premiere hat.

In dem Stück, das in Afrika spielt, geht es um eine auch in Deutschland, auch in Erlangen, eigentlich in jedem Pausenhof alltägliche Situation: Drei Kinder wollen Mitglieder einer „angesagten“ Clique werden, erleiden dabei aber etliche Niederlagen. Durch gemeinsames Trommeln, Singen und Tanzen gelingt es ihnen schließlich, mit vielen anderen Kindern zusammen eine gute Gemeinschaft zu schaffen.

Das Besondere an diesem Projekt ist, dass erstmals seit dem organisatorischem Zusammenschluss der drei Erlanger Hauptschulen zur Mittelschule im Herbst 2010 ein gemeinsames Vorhaben durchgeführt wird. Mit Dabei ist auch die Jugendkunstschule unter der Leitung von Anette Rollenmiller, die die Kostümbildnerin und Gewandmeisterin Heike Laumann sowie die Bühnenbildnerin Dorothee Meyer vermittelt hat. Die beiden Profis leiten Jungen und Mädchen der 6. und 8. Klassen der Herrmann- Hedenus- Schule beim Herstellen der Kostüme aus Recyclingmaterial (beispielsweise Umzugskartons, Kompostsäcke oder Kartoffelsäcke) sowie beim Bau des riesigen Bühnenbildes an.

Für Licht und Tontechnik zeichne Schüler der 8. bis 10. Jahrgangsstufen der Ernst-Penzoldt- Schule verantwortlich, für Werbung und Ticketverkauf Jugendliche der 8. bis 10. Klassen der Eichendorff- Schule.

Ganzheitliche Förderung

Mit diesem Projekt sollen die Jugendlichen neben dem „normalen“ Unterricht ganzheitlich gefördert werden, soll heißen, künstlerische und musische Aktivitäten stehen im Vordergrund. Dazu kommt das Gemeinschaftserlebnis, das personale Kompetenzen wie zum Beispiel Konzentration, Ausdauer, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärkt und gleichzeitig soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Rücksichtsnahme und ähnliches erfordert.

 

Nordbayerischer Kurier, Juni 2002 von Eva Bartylla

Wunderdinge des inneren Afrika

Dorothee Meyer in der Studiobühne - Assoziative Gedankenflüge, ungebremste Vitalität

Welche Farbe hat die Angst? Welches Gesicht trägt die Lust und wie kriegen wir sie zu fassen? Dorothee Meyer sagt es uns. Sie führt uns in ihren Bildern hinein in Alpträume, Lustphantasmagorien, lässt ihre Vorstellungskraft Kapriolen schlagen und zieht magisch mitten ins Auge des Seelensturms, zuerst mit dem Blick, dann mit den Gedanken und schließlich, schwupp, sitzen wir fest im dramaturgischen Epizentrum tri-tra-traumatischer Farbfieberträume. Oder, wie der Literaturwissenschaftler Dr. Frank Piontek als temporärer Kunstkritiker es ersann, mittendrin im aufregenden inneren Afrika der Dorothee Meyer, das Naturgenie, das Orginaltalent. Piontek näherte sich in seiner spielerisch sprühenden Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung mit Thomas Browne oder Jean Paul auf den Lippen und dem sichtlichen Vergnügen eines, der Feuer gefangen hat, „einigermaßen intelligent“ den temperamentvollen Bildern der Dorothee Meyer in der Studiobühne.

Die in Nürnberg wohnhafte freie Bühnen- und Kostümbildnerin stellt zum ersten Mal dort aus, wo sie heuer bereits zum dritten Mal maßgeblich an der Ausstattung einer Produktion beteiligt ist. Nach „Im Zauber der Nacht“ „Die Prinzessin und der Schweinehirt“ hat sie jetzt dem „Lügenbeutel“ ihre Handschrift verpasst.

Uwe Hoppe hat sie bei seiner Regiearbeit in Stuttgart entdeckt und bereitet jetzt mit ihr dort das Musical „Der kleine Horrorladen“ vor. Hoppe und Meyer, ein kongeniales Team mit einer spannenden Zukunft, auch in Bayreuth. Zwischen den Werken der 1960 in Schwabach geborenen Malerin Dorothee Meyer und der Bühnenbildnerin lägen, so ließ Hoppe jedenfalls bei der Vernissage verlauten, Welten. Diese Welten sind jedoch beide geprägt von der gleichen Dynamik und Kraft, die durch ihre ungebremste Vitalität Zuschauer, wie Betrachter beeindruckt und überzeugt.

Mit seinem Postulat „Gute Kunst ist vieldeutig“ liegt Frank Piontek bei Dorothee Meyer sehr richtig. Wie der Dramatiker im Drama abwesend zu sein habe, müsse der Künstler hinter seinen Bildern verschwinden, rastert er die graue Literaturtheorie auf die bildende Kunst. Und weil er sich dadurch durchaus nicht hinaus mogeln möchte aus einer Festlegung, liefert er ein paar denkbare Interpretationsansätze gleich hinterher. „Wir tragen mit uns die Wunder herum, die wir außer uns suchen. In uns ist Afrika mit all seinen Wunderdingen“ zitiert er Thomas Browne.

„Groß und Klein“ ist die Ausstellung im Foyer, dem Bistro und dem Kellergang betitelt, die sich kosmisch, chaotisch, kindlich, prall voller Gefühl erschließt. „Herzkammerkunst“, schon wieder Piontek.

Die großformatigen Angstbilder im Foyer stülpen eine wundersam wilde, märchenhaft mystische Innenwelt nach außen, die sich im Kellergeschoss auf Kleinformat weitet in farbige reine Flächigkeit voller Bewegung und Energie. Im Bistro schließlich verführen die silbergerahmten Bilder zu traumtrügerischen Gedankenflügen, Visionen.

Lassen uns im Stich, wenn wir uns Vergleiche ins Gedächtnis rufen wollen und überlassen uns den stürmenden Assoziationen. Der des Träumers vom inneren Land eines Peter Handke beispielsweise, um noch einmal und abschließend Frank Piontek zu bemühen.

Die wunderschönen Rahmen aller dieser Bilder sind übrigens Handarbeiten der Künstlerin.

 

Nordbayerischer Kurier Freitag 1. Juni 2001 von Frank Piontek

„Ach, das könnte schön sein“

„Das Wirtshaus im Spessart“: Premiere am Pfingstsonntag im Römischen Theater

Zwanzig Jahre gibt es nun schon das Sommertheater der Studiobühne im Römischen Theater der Eremitage, doch die musikalische Komödie hat die Bühne am schönen Ort zwischen Wald und Schloss noch nie gegeben.

Am Sonntag wird es soweit sein: Dann wird das „Wirtshaus im Spessart“ seine Bayreuther Uraufführung erleben.

Ohrwürmer

Wer dabei an Kurt Hoffmanns bekannten Film mit Liselotte Pulver und Carlos Thompson, Hubert von Meyerdinck und Worfgang Neuss denkt, liegt natürlich nicht falsch. Wilhelm Hauffs Erzählungssammlung bot für das Kinostück nur eine vage Grundlage.

Die musikalische Kommödie von Curt Hanno Gutbrod ist nur eine der theatralischen Bearbeitungen, aber die ist dem Film am nächsten- und also darf man sich auf etliche Ohrwürmer freuen. Franz Grothe hat mit der wundersamen Persiflage aufs Spießertum,

„Ach das könnte schön sein“, nichts weniger als Filmmusikgeschichte geschrieben.

Hinzugekommen sind noch einige andere Nummern für das Räuberpärchen Knoll und Funzel, für die junge Franziska und den Grafen, der sich als Räuberhauptmann durch den Wald schlägt. Der Regisseur Werner Hildenbrand ist übrigens zuversichtlich, dass die Schauspieler auch singend ihr Bestes geben werden, denn die Musik spielt hier tatsächlich eine Hauptrolle.

Gast aus Berlin

Das Ensemble besteht diesmal aus alterprobten wie jungen Kräften, und für eine der Hauptrollen hat man gar einen Gast aus Berlin eingeladen, nämlich Roman Moebus, der in den drei großen F zuhause ist: in Film, Funk und Fernsehen.Man braucht nicht lange rätseln, wieso die Studiobühne das Stück ins Programm genommen hat. Im „Wirtshaus im Spessart“, so Hildenbrand, gibt`s einfach alles: Abenteuer, Liebe, Komik, Spannung- und Natur, denn die spielt ja vor den Toren der Stadt eine wichtige Rolle.

Feinfühlig und grün

Dorothee Meyer, die bereits einige schöne Bühnenbilder für die Sommerstücke im römischen Theater entwarf, spielte auch diesmal feinfühlig mit dem Grünraum, auf dass die Räuberpistole eine richtig schöne Groteske, ein „Sommer Spektakel“ werde.

Wurde auch der Regisseur während der Proben mit nicht weniger Krankheitsfällen behelligt, freut er sich doch über das große Engagement seiner Spieler. Dafür, dass kein Zuschauer sich erkälte, sorgt schon die Tribüne, die die Zuschauer vor dem Sommerregen schützt. „Ach, das könnte schön sein“.... Sonntagabend werden wir es wissen.

 

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